Champagne, perlt das noch oder kann das schon weg?

Die französische Küche ist nicht so mein Fall, als Bayer bin ich eher Pasta, Pizza und anderen italienischen Leckereien zugeneigt, aber Champagner ist schon eine recht leckere Sache. Dass die Franzosen ein wenig stolz auf dieses feine Produkt aus ihrem Land sind, kann ich daher gut verstehen und daher liegt es nicht fern, dass auch mal ein Kriegsschiff danach benannt würde. So viel zur Namenswahl des neuesten Premium-Schlachtschiffes unter französischer Flagge in World of Warships (WoWS), aber nun stellt sich die Frage ob Wargaming (WG) auch ein Schiff geschaffen hat, welches diesem edlen Namen auch gerecht wird, oder ob das Schiff doch mehr mit dem Rest gemein hat, der sich nach einer wilden Party am nächsten Morgen noch am Flaschenboden befindet. Daher schauen wir uns die Champagne mal genauer an und prüfen ob man die Korken knallen lassen kann oder nicht.

Die Geschichte

Dafür, dass es das Schiff nie gegeben hat, kann man bei der Champagne schnell durcheinandergeraten, denn das Schiff wird als Teil der Gascogne Klasse geführt, die aber nicht zwingend identisch ist mit dem Schlachtschiff Gascogne, dem vierten – nie fertig gestellten – Schiff der Richelieu Klasse. Es ist aber auch nicht wirklich ein Teil der Gascogne Klasse die es als Idee gab, denn das wären Schlachtkreuzer und keine Schlachtschiffe gewesen, allerdings passen einige Charakteristika des Schiffes zu diesem Schiffstyp. Da kommt man schon mal schnell durcheinander, vor allem da die Schiffe sich durchaus auf den ersten Blick ähnlich sehen und ähnlich Hauptmerkmale aufweisen: den eckigen Schornstein, nur zwei Türme (einen am Bug und einen am Heck) und so weiter. Und das hat durchaus seine Gründe, denn die Grundidee für die Gascogne Klasse – oder der Champagne – stammt aus den Erfahrungen mit der Richelieu Klasse.

Obwohl Ende der 1930er noch nicht einmal alle vier Schiffe der Richelieu Klasse fertig gebaut waren und keines der Schiffe zu einhundert Prozent einsatzbereit war, hatte die technische Entwicklung in den anderen Marinen der Welt der französischen Marineleitung Anlass gegeben, neue Pläne zu schmieden. Im Zuge des Sowjetisch-französischen Beistandsvertrags gab es auch einen Austausch von Kriegsmaterial und Fachwissen. In Russland war man Mitte der 1930er Jahre sehr intensiv auf der Suche nach Möglichkeiten und Hilfe bei Ausbau und Verbesserung der Geschütze für die eigene Marine und neben Italien kam auch aus Frankreich Hilfe in Form von Plänen für 406 mm/50 Geschütze von Schneider. Deren Entwicklung beobachtete auch die französische Marine genau, denn der internationale Trend zu diesem Kaliber für Schlachtschiffe war nicht unbemerkt geblieben und so wurde überlegt drei Schiffe auf Ideenbasis der Gascogne/Richelieu in Auftrag zu geben (angepeilt war die Mitte der 1940er), die dieses Kaliber tragen sollten.

Zu mehr als diesen Ideen ist es aber nie gekommen, denn der Einmarsch der Deutschen beendet jede Planung und nach dem Krieg hatte sich der Bedarf an Schlachtschiffen erledigt, da die Flugzeugträger nun den Ton angaben. Geblieben ist aber die Idee eines schnellen Schlachtschiffes mit 406 mm Geschützen und nur zwei Türmen und genau das setzt WG nun im Spiel mit der Champagne um.

Das Schiff im Spiel

Strukturpunkte52 600
Hauptartillerie2 x 3 406 mm/50
  Maximale Feuerreichweite25 km
 Nachladezeit26.6 s
 Genauigkeit
  Sigma2.00
  horizontale Streuung259 m
  Drehgeschwindigkeit (180 Grad)30 s
 Sprenggranaten
  Schaden6 100
  Brandwahrscheinlichkeit49%
  Geschossgeschwindigkeit850 m/s
 Panzerbrechende Granaten
  Schaden12 100
  Geschossgeschwindigkeit850 m/s
Flugabwehr
  25 mm/60 CAD Mle 1939‎9 x 2 25 mm
  37 mm/50 Mle 1933‎12 x 3 37 mm
  100 mm/45 Mle 1933‎12 x 2 100 mm
  152 mm/55 Mle 1936‎3 x 3 152 mm
Höchstgeschwindigkeit34 kn
Wendekreis850 m
Ruderstellzeit15.5 s
Oberflächensichtbarkeit15.9 km
Luftsichtbarkeit11.1 km

Nur aus den Fakten ist nicht wirklich zu erkennen, ob die Champagne als Schlachtschiff mit der Konkurrenz mithalten kann oder nicht, denn auf Stufe acht tummeln sich bereits einige sehr gute und sehr potente Gegner. Mit nur sechs Geschützen (2 x 3 406 mm) ist sie allen anderen Schlachtschiffen definitiv unterlegen, auch wenn die Geschosse ziemlich gute Durchschlagswerte erreichen, was allerdings auf leichten Kreuzern zum Beispiel wieder zu vermehrten Überdurchschlägen führt. Mit 25 km Reichweite, einem Sigmawert von 2.00 und nur 259 m Streuung sind die Geschütze allerdings ziemlich genau und machen so manchen Kreuzer neidisch. Das bezahlt man mit einer für so wenig Geschütze recht langen Nachladezeit von 28.6 Sekunden, allerdings drehen die Türme dafür relativ flott.

Ebenfalls hinter den Konkurrenten zurückstecken muss das französische Schlachtschiff bei den Strukturpunkten, denn mit zum Beispiel einer Gascogne verglichen sind es satte 10.000 Punkte weniger. Man könnte annehmen, die Panzerung sei entsprechend gut, aber diese ist sogar schwächer als bei den meisten Schlachtschiffen dieser Stufe. Die Zitadelle ist jetzt nicht mit nur Wellblech geschützt, aber Bug und Heck haben nur 25 mm Schutz und das Deck ist mit 32 mm auch nicht gerade üppig ausgestattet. Wenigstens ist der Torpedoschutz mit 35 Prozent Schadensreduktion durchaus passabel und man muss nicht gleich in Panik geraten, wenn man einen Zerstörer trifft.

Da Strukturpunkte und Panzerung keinen guten Schutz bieten, setzt die Champagne auf Geschwindigkeit und Abstand und die maximal 34 kn (plus Motorboost) und eine Wendigkeit auf Kreuzerniveau helfen ihr dabei. Fraglich ist ob man diesen Abstand auch immer halten kann, denn mit einem Flugzeugträger im Gegnerteam sollte man sich nicht zu weit vom eigenen Team entfernen. Die Flugabwehr der Champagne ist nicht grauenvoll, aber wird einen aufdringlichen Träger kaum von Angriffen abhalten können, da der Schaden im mittleren und nahen Bereich etwas zu wünschen übrig lässt.

Meine Meinung

Angesichts der letzten Entwicklungen bei den Premium-Schiffen im Spiel und deren Einordnung als Schlachtschiff oder Kreuzer, sehe ich die Champagne von der Spielanlage her eher als Kreuzer denn als Schlachtschiff. Gut, sie hat 406 mm Geschütze und schon die Siegfried mit 380 mm ist als Kreuzer schon mehr als grenzwertig, aber wenn man Schlachtschiffe mit 283 mm im Spiel hat, dann geht auch ein Kreuzer mit 406 mm in Ordnung – irgendwie. Aber das ist etwas, mit dem ich gut leben kann und das mich nicht wirklich stört, im Gegensatz zu der offensichtlichen Spielweise, die mit der Champagne erfolgreich sein dürfte: Abstand halten. Bereits jetzt sind oft die Schlachtschiffe zu weit hinter den eigenen Linien und genug Gefechte gehen verloren, weil den Kreuzern an der Front die zuverlässige Unterstützung fehlt. Und es gibt schon genug Spieler, die aus Bequemlichkeit und weil es funktioniert (aber nur weil so viele damit spielen und damit die Zahl der Brände aus dem Ruder läuft und zu häufig vorkommen) mit ihren Schlachtschiffen hauptsächlich Sprenggranaten verwenden.

Die schwache Panzerung und vor allem die wenigen Strukturpunkte zwingen einen Kapitän dieses französischen Schlachtschiffes fast schon in die letzte Schlachtreihe. Und auch wenn die panzerbrechenden Granaten einen guten Durchschlag haben, so sind die Ergebnisse mit Sprenggranaten auf 20 km unterm Strich doch besser. Die gute Geschwindigkeit und solide Tarnung, in Kombination mit der exzellenten Wendigkeit könnte man sehr gut das Umfahren des Feindes auf einer Flanke verwenden, aber das bedeutet immer auch die Gefahr, dass man plötzlich im Fokus steht, wenn das eigene Team nicht mitzieht und den Feind nicht ablenkt bzw. bindet. Und dann droht man alleine schon aufgrund der geringeren Schlagkraft, Strukturpunkte und Panzerung auch einem einzelnen Schlachtschiff unterlegen zu sein.

Die Idee eines Schiffes wie der Champagne finde ich eigentlich ganz reizvoll (schnell, genau, gute Durchschlagswerte aber wenig geschützt), aber sie kommt für mich zum falschen Zeitpunkt. Die Mehrzahl der Gefechte leidet aktuell schon an zu vielen Bränden und zu zurückhaltenden Schlachtschiffen und nun kommt ein Schiff, dessen Fokus auf Abstand und daher Sprenggranaten (zumindest auf feindliche Schlachtschiffe) liegt. Das passt für mich nicht so wirklich zusammen. Aber auch abgesehen davon wird für mich persönlich das Schiff dem noblen Namen nicht vollauf gerecht, denn es fehlt ein wenig der Glanz. Ein Schlachtschiff, dessen Stärken im Weglaufen, Verstecken, Brände legen und nicht-Schaden-einstecken liegen, ist für mich jetzt nicht unehrenhaft oder verwerflich aber auch nicht das was ich als Glanzstück der Schiffsklasse sehen würde. Andererseits ist es in dem, was es kann, durchaus erfolgreich und ein Getränk schmeckt ja auch nicht jedem gleich gut.

Vorschlag für die Fähigkeiten des Kapitäns

Stufe 1: Vorrangiges Ziel

Stufe 2: Höchste Alarmbereitschaft Adrenalinrausch

Stufe 3: Grundlagen der Überlebensfähigkeit Inspekteur

Stufe 4: Brandschutz Tarnungsmeister

Begründung: Die Fähigkeiten für den Kapitän sehe ich eigentlich nicht großartig anders als bei anderen Schlachtschiffen. “Vorrangiges Ziel” ist sehr hilfreich, damit man erkennt, wenn ein Gegner auf einen zielt. Gerade wenn man Abstand hält, ist es oft nicht so einfach alle Feinde im Blick zu haben und “Vorrangiges Ziel” kann einem von unliebsamen Überraschungen (auch Zerstörern in der Seite) bewahren. In der zweiten Stufe sehe ich “Höchste Alarmbereitschaft” als durchaus sehr brauchbar an, da man seine wenigen Strukturpunkte so gut hüten muss, wie es nur geht. Früher wieder reparieren oder ein Leck stopfen zu können ist dabei sehr praktisch. Daneben würde ich “Adrenalinrausch” wählen, damit man über den Verlauf des Gefechtes die Nachladezeit seiner Geschütze etwas senken kann, denn trotz Abstand wird man irgendwann Federn lassen müssen. Auf die sonst von mir in dieser Stufe bevorzugte Fähigkeit “Eliteschütze” kann man bei der Champagne verzichten, denn die Türme sind bereits hinreichend schnell. In der dritten Stufe kommt man für mich um “Inspekteur” nicht herum und ebenso um “Grundlagen der Überlebensfähigkeit”, denn beide helfen einem länger zu überleben – durch mehr Motorboost um zu entkommen und Reparaturmannschaft um seine Strukturpunkte wieder aufzufüllen und durch kürzere Brand und Reparaturzeiten. Zuletzt kommen noch “Brandschutz” dazu, die in die gleiche Kerbe schlägt wie die Fähigkeiten auf Stufe zwei und drei und das Überleben einfacher machen. Daneben sehe ich “Tarnungsmeister” als sehr brauchbar an, da dies das Entkommen einfacher macht und man nicht so einfach von Zerstörern oder gut getarnten Kreuzern entdeckt wird.

Natürlich sind auch bei dem französischen Schlachtschiff verschiedene Varianten und Fähigkeiten möglich. Wem die Türme zu langsam sind oder wer häufig die Munition wechselt, der kann sich doch für “Eliteschütze” auf Stufe zwei und “Ladeexperte” auf Stufe eins entscheiden. Wer öfter hinter seinem Team zurück bleibt um den Abstand zu Feind zu wahren und sich damit dem unerquicklichen Besuch von Zerstörern aussetzt, der könnte auf Stufe vier auch statt “Tarnungsmeister” oder “Brandschutz” (würde ich weniger empfehlen) auch “Funkortung” auswählen. Damit wird man womöglich frühzeitig vor flankierenden Zerstörern gewarnt und kann entsprechend abdrehen.

Die Sekundärgeschütze der Champagne sind nicht schlecht, haben aber mit nur 7 km weder die Reichweite noch die Schlagkraft von denen einer Bismarck oder Massachusetts. Denkbar ist es aber dennoch, dass man mit “Verbesserte Schießausbildung” und “Manuelles Feuern der Sekundärbewaffnung” diese ausbaut und verstärkt. Allerdings sollte man eigentlich mit dem Schiff nicht so nahe an Feinde heran fahren, dass die Sekundärgeschütze ihre Wirkung entfalten können, aber gegen unvorsichtige Zerstörer und Kreuzer kann man sie schon gebrauchen.

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